Lässt das regenreiche Frühjahr den Wald aufatmen?

Die Landkreis-Förster geben Auskunft

Die Natur präsentiert sich derzeit in einem satten Grün.


In den vergangenen Jahren haben nicht nur Forstleute mit großen Sorgen in den Wald geblickt. Zu den gewohnten Sturm- und Käferschäden kamen in den Dürresommern der letzten fünf Jahre auch viele Trockenschäden hinzu. Dabei starben auch Baumarten, die noch wenig zuvor als klimastabil eingeschätzt wurden, wie beispielsweise die Buchen am Schönberg. Dieses Frühjahr zeigt sich das Wetter von einer ganz anderen Seite, es war kühler und hat überdurchschnittlich viel geregnet.

Grundsätzlich atmet der Wald auf

Lässt das unsere Wälder nun aufatmen? „Grundsätzlich ja“, meint Kreisforstamtsleiter Michael Kilian, „man spürt richtig, wie der Wald bei den entspannten Temperaturen und den gut durchfeuchteten Böden aufatmet“. Die meisten Bäume profitieren von dem vielen Regen, sie sind vitaler und können sich besser gegen Schädlinge wehren. Zum Beispiel kann die Fichte durch Harzfluss das Eindringen von Borkenkäfern verhindern.

Für Bäume, die zu stark durch die Dürre geschädigt wurden, kommt der Regen allerdings zu spät. Die nachwachsenden Baumgenerationen profitieren aktuell von dem vielen Wasser, insbesondere gepflanzte Bäume haben jetzt gute Startvoraussetzungen und können ein gutes Wurzelwerk ausbilden, was sie später wiederum widerstandsfähiger gegen schwierige Umweltbedingungen macht.

Zu viel Wasser kann zu Wurzelschäden führen

Dass die Böden wieder mit Wasser gesättigt und die Grundwasserspeicher aufgefüllt sind, entspannt die Lage generell. Sollte nun eine Dürre auftreten, könnten die Bäume noch eine ganze Weile von den Vorräten profitieren. „Aber wie so oft gilt auch im Wald: zu viel ist auch nicht gut. Wenn beispielsweise bei Überflutungen das Wasser für längere Phasen alle Luft aus dem Boden verdrängt, dann führt das bei den meisten Baumarten zu Wurzelschäden. Außerdem steigt mit zunehmender Bodenfeuchtigkeit das Risiko von Erosion und Hangrutschungen“, ergänzt Professor Ulrich Kohnle der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA).

Mag keinen Regen: der Borkenkäfer

Ob sich der Regen positiv oder negativ auf die Ausbreitung der Borkenkäfer im Hochschwarzwald auswirkt, lässt sich aktuell nur schwer sagen. „Der Regen hat auf die Bruten der Borkenkäfer an sich keinen Einfluss. Allerdings fliegen Borkenkäfer bei der kühl-feuchten Witterung nicht gerne aus, wodurch sich Verzögerungen in der Ausbreitung des Befalls ergeben. Dadurch könnten sich teilweise weniger Generationen innerhalb des Sommers entwickeln.“, erklärt FVA-Waldschutzexperte Markus Kautz.

Gleichzeitig macht der Regen es den Försterinnen und Förster im Hochschwarzwald gerade schwer, befallene Bäume zu finden und rechtzeitig aus dem Wald zu holen, um die weitere Ausbreitung der Käfer zu verhindern. „Normalerweise können wir den Befall durch den Borkenkäfer sehr früh anhand von Bohrmehl am Stammfuß der Bäume identifizieren. Aktuell wäscht der Regen jedoch das Bohrmehl meistens ab, bevor wir es entdecken.“, erklärt Försterin Saskia Kiefer.
 

Daher lautet das Résumé von FVA-Waldschutzexperte Markus Kautz: „Aktuell ist es schwierig zu sagen, was wir in der zweiten Saisonhälfte erwarten können und ob sich also eine nachhaltige Absenkung der Populations- und Befallsdichten abzeichnen wird. Von Entspannung würde ich zum jetzigen Zeitpunkt daher noch nicht sprechen, eher von einer Verzögerung in der Populationsentwicklung“.
 

Unsere Themenseite "Wald im Klimawandel"